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Choreographies of the Everyday

Fluctuating Images

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Megalopolis zu beschreiben; meist heben die gewählten Metaphern unterschiedliche Aspekte des Stadtlebens hervor, von der urbanen Kampfzone bis hin zur eher (an)organischen Assoziation des Betondschungels oder des ganz und gar fruchtigen Big Apple. Unabhängig von der bevorzugten Sichtweise auf die Metropole, wird ein Merkmal der Urbanität immer die spezifische Choreografie sein, welche die Stadt hervorbringt. Eine Choreografie, die alle Arten von Strömen und Bewegungen von Menschen, Objekten, Daten und Ideen umfasst und durch einen ständigen Prozess der Aushandlung auf allen Ebenen des täglichen Lebens entsteht.

Die Struktur von Kinshasa als einer recht jungen Stadt, die unter der Kolonialherrschaft gegründet wurde und auf kolonialem Gedankengut basiert, ist immer noch ein bestimmendes Moment ihrer choreografischen Fäden, das nie vollständig überschrieben, jedoch durch neuere Entwicklungen ergänzt wird. Die Verflechtung der täglichen Tänze der Stadt kann als kreativer Prozess beschrieben werden, der das komplizierte Gewebe des Lebens in Kinshasa hervorbringt.

Das Screening zeigt einige dieser Choreographies of the Everyday in einer Auswahl von Musikvideos und Dokumentarfilmen. Der Prozess der Aushandlung von Bewegung in und durch die Stadt sowie der Zugang zu und die Entsorgung von Material sind wiederkehrende Themen in ihnen. Ebenso wie die Verhandlung der Teilnahme an und des Zugangs zu verschiedenen Schichten dieses choreografischen Gewebes, aus dem das Leben in Kinshasa sich konstituiert. Desweiteren bildet Gender einen Fokus des Programms, mit Céline Banza, die den weiblichen Körper thematisiert, den Tänzer*innen in Ofele, die normative cis-geschlechtliche Definitionen des Körpers überschreiten, und Bénédicte in Zero, die allen Hindernissen trotzt, eine eigenständige Karriere als Sängerin anstrebt.
Hinter dem Screening-Programm verbirgt sich eine weitere Schicht der choreografischen Aushandlung: die Zusammenarbeit zwischen Peter Miyalu, einem jungen Filmemacher aus Kinshasa, und fluctuating images aus Berlin. Ohne Miyalus Kenntnisse und Einblicke in das Innenleben der kreativen Choreografien Kinshasas wäre dieses Programm nicht möglich gewesen.

Kuratiert von Cornelia Lund (fluctuating images, Berlin/HfK Bremen) und Holger Lund (fluctuating images, Berlin/DHBW Ravensburg) in Zusammenarbeit mit Peter Miyalu (Académie des Beaux Arts, Kinshasa).

Films:
La danse du matin, Regie: Peter Miyalu, 2019, 2 min
Bidon Vil, Regie: Nizar Saleh, 2018, 4 min
Ofele, Regie: Nizar Saleh, Musik: Pierre Kwenders & Uproot Andy, 2021, 3 min
Te rembi, Regie: Nizar Saleh, MusiK: Céline Banza, 2019, 3:40 min
GangstaF*cknB*tch (Bana Mabe), Regie: ANDER Concept, Musik: Lunatic Beudo, 2015, 4 min
Zero, Regie: Moimi Wezam, 2018, 66 min

fluctuating images (Cornelia Lund und Holger Lund)

fluctuating images ist eine unabhängige und unkommerzielle Plattform für die Präsentation und Reflexion von (Medien-)Kunst und Design, betrieben von Cornelia und Holger Lund. Ziel ist es, einen Austausch zwischen ästhetischen und diskursiven Ansätzen zu den vielschichtigen Herausforderungen unserer technologie- und mediengetriebenen Welt aus einer globalen und dekolonialen Perspektive zu fördern.

Dr. Cornelia Lund

Cornelia Lund ist Kunst-, Film- und Medienwissenschaftlerin sowie Kuratorin. Seit 2004 Ko-Direktorin von fluctuating images (Berlin), einer Plattform für Kunst und Mediendesign mit einem Fokus auf audiovisueller Kunstproduktion. Sie war Mitarbeiterin in einem DFG-Projekt zur Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland an der Universität Hamburg, zudem seit mehreren Jahren Dozentin für Medienwissenschaft, Designtheorie und Designgeschichte u.a. an der FH Vorarlberg, Dornbirn, der HAW Hamburg, der HU Berlin und der HfK Bremen.
2018-2019 war sie Projektkuratorin des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Ausstellungsprojektes „Connecting Afro Futures. Fashion – Hair – Design“ am Kunstgewerbemuseum Berlin. 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Germanistik: Literatur, Sprache, Medien. Seit 2021 ist sie Research Fellow an der Hochschule für Bildende Künste Bremen.

prof. Dr. Holger Lund

Prof. Dr. Holger Lund arbeitet als Kunst-, Design- und Musikwissenschaftler sowie als Kurator und DJ. 2008-2011 vertrat er die Professur für Theorien der Gestaltung an der Hochschule Pforzheim, seit Ende 2011 hat er die Professur für Mediendesign, Angewandte Kunst- und Designwissenschaften an der DHBW Ravensburg inne. Seit 2004 leitet er zusammen mit Cornelia Lund die Medienkunstplattform fluctuating images (Berlin). Seine Forschungsschwerpunkte sind Medienkunst, Designwissenschaft und Musikvisualisierung. Publikationen: Audio.Visual – On Visual Music and Related Media (2009), Design der Zukunft (2014), lundaudiovisualwritings (2017), alle zusammen mit Cornelia Lund, sowie The New People. Musik als Seismograph (2014). Zudem betreibt er das pop-historische Musiklabel Global Pop First Wave, mit einem Schwerpunkt auf türkischer und außerwestlicher Pop-Musik der 1960er und 1970er Jahre.
Aktuelle Forschungsprojekte: Different by Design sowie Turkish Pop Music Images, beide zusammen mit Cornelia Lund.